Vom 16.-30. August 2015 findet in Krelingen eine Freizeit mit Kindern aus der Ukraine statt.

Für diese Freizeit suchen wir Mitarbeiter, die russisch sprechen können!

 

Erfahrungsbericht über den Besuch der Ukraine-Waisenkinder

Kinder 1Im Dezember 2012 durften wir 47 Waisen- und Halbwaisenkinder im Alter von 6-15 Jahren aus ärmsten Verhältnissen aus der Ukraine bei uns aufnehmen. Diese Kinder waren in ihrem jungen Leben schon teilweise jahrelang obdachlos, hausten in dunklen Kellern, unter Brücken oder auf Dächern, immer auf „Versteck-Suche“ und im ständigen Überlebenskampf auf sich selbst gestellt, bis sie von der Polizei oder von Jugendämtern „aufgelesen“ wurden und in Waisenheime oder in Pflegefamilien vermittelt werden konnten.

Sie sind nicht mehr obdachlos, müssen nicht mehr ums Überleben kämpfen, müssen sich nicht die quälende Frage stellen: „Was esse ich heute?“ Sie werden versorgt in Waisenheimen und in Pflegefamilien. Die äußeren, sichtbaren Wunden heilen sehr viel schneller als ihre inneren, ihre seelischen Wunden, die für das bloße Auge verborgen sind.

Wenn sie von ihren Erlebnissen berichten, laufen Tränen über ihre Wangen, manche sinken völlig in sich zusammen und können nicht aufhören zu weinen – wir weinen mit, wir wollen ihnen Trost und Hoffnung sein und sind doch so hilflos angesichts der vielen schrecklichen Schicksale und Erinnerungen, die sie aus der Vergangenheit quälen. Wir wollen diese Last mit ihnen teilen und eine Schulter sein, an die sie sich anlehnen können. Wir wollen ihnen von dem Einen erzählen, der ihre Wunden, ihren Schmerz versteht, der ihr Vater sein will und ihr Herz heilen kann.

Wir können nur erahnen, was jedes einzelne dieser Kinder in seinem kurzen Leben bisher schon durchleben musste, auf wie viel Elternliebe,Zuwendung und Fürsorge sie verzichten mussten und mit welchen Ablehnungen sie konfrontiert wurden. Immer wieder bemerken wir, dass sich ein Kind eine Umarmung bei uns „abholt“, den Kopf an unsere Schulter lehnt oder eine Kinderhand sich in unsere legt. Sie sehnen sich nach Wärme, Annahme und Liebe. Manche halten auch immer wieder ihre Kuscheltiere, die sie als Begrüßungsgeschenk auf ihrem Gästebett bekamen, in ihren Händen und machen sie zu ihrem Begleiter.

Hier haben wir nur beispielsweise zwei Schicksale für sie aufgeschrieben, damit Sie einen Einblick in den Hintergrund der Erlebnisse der Kinder bekommen:

Kinder 5Da ist z. B. Emma, ein 15-jähriges Zigeunermädchen, ihr Vater hat sie und ihre Mutter in frühen Kindheitsjahren verlassen, die Mutter war durch Alkoholkonsum mit der Erziehung der kleinen Emma völlig überfordert und hat die damals 5-jährige Emma im Kinderheim abgegeben. Das junge Mädchen fühlte sich völlig allein und verlassen und hat immer darauf gewartet, dass ihre Eltern sie doch wieder zu sich nehmen. Ihr Vater kam durch unbekannte Umstände ums Leben. Als Emma 6 Jahre war, kam ihre Mutter hochschwanger in das Kinderheim um Emma zu sagen, dass sie eine neue Familie gründen würde, mit einem neuen eigenen Kind, ohne Emma … - Emma passte nicht in das neue Familienglück der Mutter – Emma blieb allein zurück. Beim Verlassen des Kinderheims wurde die hochschwangere Mutter von einem LKW erfasst und ist tödlich verunglückt. Für die kleine Emma war es so, als ob Gott ihren Vater und Mutter strafen würde, weil sie sich nicht um die eigene Tochter kümmern. Sie begann zu beten, dass Gott ihr neue Eltern schenken würde. Zwei Jahre später hat Gott ihr Gebet erhört und sie ist in eine christliche Familie aufgenommen worden. Sie ist überzeugt, Gott hat ihr das größte Geschenk in ihrem Leben mit diesen neuen Eltern gemacht.

Auch ein weiteres bewegendes Schicksal erlebte der 8-jährige Nikita, der keinen Vater mehr hat und seine leibliche Mutter war Alkoholikerin und konnte sich nicht um ihn kümmern. Er wurde in einem Kinderheim zur Pflege abgegeben. Dort hörte er von Jesus. Der Zustand seiner leiblichen Mutter hatte sich immer mehr verschlechtert, sie ist erblindet und letztlich haben ihre Nieren versagt. Sie lag schon auf der Intensivstation als der kleine Nikita im Krankenhaus bettelte, dass die Krankenschwestern ihn zu seiner Mutter lassen würden. Nach vielem hin- und her, haben sie es ihm erlaubt. Er durfte seine Mutter noch einmal sehen, sie war schon im Sterben – noch an ihrem Bett ergriff er ihre Hand und erzählte ihr von Jesus und hat zu ihr gesagt, dass er sie bei Jesus wieder sehen möchte und wenn sie das auch will, dann sollte sie das Gebet, das er ihr vorsprechen würde in ihrem Herzen nachsprechen. Er begann zu beten und seine Mutter bewegte die Lippen und er konnte erkennen, dass sie sein Gebet mitbetete. Dieser kleine 8-jährige Nikita durfte seine eigene Mutter zu Jesus führen. Er war bei ihrem Tod dabei, aber als er aus dem Krankenzimmer raus kam, leuchteten seine Augen und er sagte den Krankenschwestern und den Ärzten: „Ich werde meine Mama im Himmel wiedersehen!“

Kinder 7Das geistliche Thema während dieser Kinderfreizeit wurde von einem Team aus der Bad Hersfelder Gemeinde unter der Leitung von Andreas und Katharina Fast für sie vorbereitet: Das Leben von Josef – das Geheimnis seines Erfolges: Gehorsam, Vertrauen, Liebe, Vergebung und Belohnung. Alle verschiedenen Stationen, die Josef in seinem Leben durchlebte, sind in liebevoller Art und mit vielen Beispielen für die Kinder vorbereitet worden und auch in Anspielen anschaulich dargestellt worden.

Bei den Bastelarbeiten entdecken und erwecken sie ihre Kreativität. Gestalten kunstvoll Bilder und Basteleien, die sie gerne zeigen und sich sehr darüber freuen. Hier wird Freude großgeschrieben und Geborgenheit ganz praktisch, Große helfen den Kleinen und manchmal auch umgekehrt ;-)

Die Mahlzeiten sind jeden Tag ein Fest! Wir sind so dankbar für die freiwilligen Helfer in der Küche, die zusammen mit unserer Köchin und unseren FSJ`lern jeden Tag für die Kinder zum „Fest-essen-Tag“ gemacht haben. Jeder hat sein Bestes gegeben, damit alles organisatorisch „wie am Schnürchen läuft“ und alle Aufgaben in und um die Küche und Essen herum gelingt. Mit viel Liebe und Hingabe wurden auch „Extra-leckere-Plätzchen, Kuchen und Leckereien“ für zwischendurch von den „Küchenfeen gezaubert“ - die dann im Handumdrehen in einem lächelnden oder lachenden Kindermund verschwanden. Und wir waren uns alle einig: die Hauptzutat war die Nächstenliebe!

Nach dem Essen: als Dank ein Spruch von den Kindern lautstark aufgesagt: „Gott sei Dank für sein Versorgen und den Köchen für ihre Arbeit!"

Für einige kurze Tage durften wir sie aufnehmen, ihnen von Herzen unser Bestes für Ihren Körper, Geist und Seele geben, um sie dann wieder mit dem Segen unseres Herrn in ihr Geburtsland Ukraine zu verabschieden. Wir hoffen und beten, dass der Same, den die Betreuer und Mitarbeiter während dieser Zeit in ihre Herzen gesät haben, zu seiner Zeit aufgeht. Unser Gebet ist, dass unser himmlischer Vater, der der Vater der Witwen und Waisen ist, Seine schützenden Hände über diese Kinder hält und, dass die Kinder im Herzen behalten, dass Er sie über alles liebt.

Herzlichen Dank an Sie, für jede Hilfe, jede helfende Hand, für Ihre Zeit, jede Spende in welcher Form auch immer, ob Geld- oder Sachspenden, auch gestrickte wärmende Kleidung, jedes unterstützende Gebet hat dazu beigetragen, dass diese Kinder einen unvergessenen Aufenthalt haben durften und die Liebe des himmlischen Vaters von allen Helfern und Mitarbeitern erfahren konnten.

Irmi Daiker